Die Agentur „Menschsein“ hat Menschen gecastet und unter Vertrag genommen, die in verschiedener Art und Weise mit Gewalt in Berührung gekommen sind. Zum Teil handelt es sich dabei um Personen, die auf Grund einer Straftat vom Jugendamt dazu verpflichtet werden, für eine Zeit im Rahmen dieser Kampagne mitzuwirken. Ein anderer Teil besteht aus Personen, die bereitwillig ihre Geschichten einer
Öffentlichkeit zukommen lassen wollen. Menschen berichten über ihre Gewalterfahrungen. Opfer und Täter. Sie haben den Mut, in der Öffentlichkeit nicht nur ihre Geschichte zu erzählen, sondern auch ihre Gefühle, Motive, Ängste.
Eine bewegende Veranstaltung für Jugendliche und LehrerInnen. Kontrovers, provokant, wahr.
MARK LÜTZEK wächst in Rostock auf. Der Vater kommt früh durch einen Unfall ums Leben. Die Mutter arbeitet als Kassiererin in einem Lebensmittelladen. Nach 15 Jahren wird der Laden von einem Vietnamesen übernommen. Er entlässt Lützeks Mutter. Zwei Wochen später dringt Lützek mit drei Kameraden in den Laden ein. Er verriegelt die Tür und stellt den Besitzer in den Hinterräumen. Lützek bricht ihm mit dem Baseballschläger die Hand, er schlägt und tritt so lange auf den Mann ein, bis er sich nicht mehr bewegt. Seine Kameraden halten die 14-jährige Kassiererin fest. Lützek schlägt ihren Kopf mehrfach auf die Kasse, an der bis vor kurzem seine Mutter saß. Lützek wird als Haupttäter identifiziert und verurteilt.
»Ich würde es immer wieder tun. Wir müssen Verantwortung übernehmen für unser Vaterland, für Deutschland.«
Die Situation an der Schule desillusionierte ihn nicht nur, sondern trieb ihn soweit, dass er einen Schüler zusammenschlug. Seine Angst schluckte er zu lange runter. Jetzt berichtet er.
HARALD BAUMANN ist zu Beginn seines Berufslebens Lehrer aus Leidenschaft. Dass er zunehmend unter dem Desinteresse und den lautstarken Störungen im Unterricht leidet, merken nicht einmal seine Kollegen. Geleitet von seinem Ideal einer Schule, die den Schüler als Persönlichkeit respektiert, macht er gute Miene zum bösen Spiel des zunehmenden Spotts, die seine Person betreffen. An einem Januartag, als mal wieder ein großes Chaos in der Klasse herrscht und er sich vergeblich um Ruhe bemüht, macht ein Schüler den anderen gegenüber eine verächtliche Bewegung in seine Richtung. Baumann verliert die Kontrolle über sich. In blinder Wut schlägt er auf den Schüler ein, der stürzt zu Boden, Harald Baumann rennt erschrocken aus der Klasse. Er wird angeklagt, verurteilt und strafversetzt. Baumann ist seit dem Vorfall in psychologischer Behandlung.
»Ich habe Angst und Wut!«
RICHARD SOLOMON, Sänger der Band „Blue Chip“, tourt im Sommer 2006 durch den Osten Deutschlands. In einer mecklenburgischen Kleinstadt wird er in der Nacht auf den 27. Juli von der Polizei aus dem Bett geklingelt und zum Zentralkrankenhaus gefahren, wo sein bester Freund Francis M., Drummer der Band, ebenfalls farbig, mit dem Tode ringt. Er war in einer Kneipe von Neonazis angepöbelt, gedemütigt, mit einer Waffe bedroht und zusammengeschlagen worden. Als er sich aus der Situation gewaltsam befreien konnte und vor den Jugendlichen zu fliehen versuchte, rannte er in Panik durch eine Glastür.
Francis M. hat den Vorfall überlebt.
Er sitzt heute im Rollstuhl.
»Bevor die mich erwischen, schlag ich lieber einen von denen weg! Das ist für mich Selbstverteidigung und menschlich!«
NICOLE KRINGS besucht ein Berufskolleg in Köln. Sie lässt sich nichts gefallen, Sie mobbt ihre Mitschülerin Annika. Sie drückt ihr ständig Sprüche, kommentiert ihr Aussehen, ihren Körper: »Fette Sau, du sieht Scheiße aus, wasch dich mal! …« Sie stellt Annika täglich bloß, setzt Fotos von ihr mit verletzenden Kommentaren in Chats und soziale Medien. Die Mitschüler kommentieren, leiten weiter, lachen mit. Annika versucht der Schule fernzubleiben, verletzt sich selbst, schweigt und verzweifelt. Sie springt aus einem Hochhaus in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief gibt sie Nicole die Schuld an ihrem Freitod. Annikas Mutter strengt einen Prozess gegen Nicole an. Das Strafmaß steht noch aus.
»Kann ich doch nix dafür, wenn die so Scheiße ist und gleich aus dem Fenster springt.«
KATHRIN WOLLSCHLÄGER sitzt am Abend des 25. Mai bei geöffnetem Fenster mit ihrer Freundin am Küchentisch ihrer Wohnung im 1. Stock, als sie von der gegenüberliegenden Straßenseite einen erstickten Hilfeschrei hört. Sie beobachtet, wie in einer gegenüberliegenden Toreinfahrt zwei Männer eine Frau im Würgegriff festhalten. Einer der Männer hat seine Hand unter die Strumpfhose der Frau geschoben. Die Männer lachen.
Kathrin Wollschläger handelt ohne lange nachzudenken. Sie greift die ungeöffnete Rotweinflasche vom Küchentisch, rennt die Treppe herunter und überquert die Straße. Von der anderen Straßenseite her schon schreit sie die Männer an, sie sollen die Frau in Ruhe lassen. Die Männer drehen sich überrascht zu ihr um. Sie hebt die Flasche über ihren Kopf, bereit zuzuschlagen. Einer der Männer springt zu ihr hin, reißt ihr die Flasche aus der Hand und schlägt sie ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Als Kathrin Wollschläger im Krankenhaus wieder zu sich kommt, ist sie mit 12 Stichen genäht worden. Immer wieder fragt sie sich, warum sie so gehandelt hat. Sie glaubt, einen Grund darin zu sehen, dass sie als Kind immer hilflos zusehen musste, wie ihr Vater ihre Schwester verprügelte.
»Ich kann euch nur raten: Mischt euch nicht ein!«
Die Moderation stellt fünf Personen vor, fragt sie nach ihrer Haltung zu Gewalt und lädt sie ein, ihre Geschichten zu erzählen.
Nach ihren Berichten stehen die Personen im Raum verteilt, für direkte Gespräche bereit. In kleinen Gruppen haben die Jugendlichen 10 Minuten Zeit, mit einer der fünf Personen zu diskutieren, ihr Fragen zu stellen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Es wird intensiv diskutiert, es wird provoziert, es kann sehr laut werden, es können Tränen fließen.
Nach Ablauf der 10 Minuten sind die Jugendlichen aufgefordert, anhand eines Fragebogens gemeinsam die Person zu bewerten. Die SprecherInnen der Gruppen lesen ihre Bewertung im großen Plenum vor. Hier werden die Jugendlichen selbst zu Agierenden. Ihre Haltung, Meinung, moralische Einordnung und Mut ist gefragt.
Die Beteiligten werden als stellvertretend Erzählende der wahren Begebenheiten vorgestellt. Die Orte, Zeitpunkte und die Strafmaße der Fälle werden benannt.
»Die Geschichten, die wir euch erzählt haben, haben wir uns nicht ausgedacht, sie sind alle genauso in Deutschland passiert. Alle eure Reaktionen, eure Gefühle haben demnach ihre Berechtigung.«
Im anschließenden 30-minütigen Nachgespräch beantworten die Darstellenden Fragen, teilen ihre Verbindung zu den Geschichten und eigene Erlebnisse. Die Jugendlichen können Fragen stellen, eigene Erfahrungen teilen und das Erlebte gemeinsam reflektieren.
Mit unserem Nachbereitungsmaterial wird das Erlebte strukturiert, aufgearbeitet und mit eigenen Erfahrungen in Verbindung gebracht. Der persönliche Schutzraum wird dabei gewahrt, der Schutzraum, den die Gemeinschaft bieten kann, wird erfahrbar gemacht.
BITTE KÜNDIGEN SIE DIE VERANSTALTUNG NICHT ALS THEATERSTÜCK AN !
Die Ankündigung der Veranstaltung für Ihre SchülerInnen sollte lauten: Eine Veranstaltung zum Thema Gewalt. 5 Personen, Täter und Opfer, berichten über ihre Erfahrungen mit Gewalt.
70 bis 130 SchülerInnen pro Veranstaltung.
Pro Vormittag sind zwei Veranstaltungen vorgesehen.
Keine Bühnentechnik erforderlich.
Dieses Stück wird gefördert von der
Hier können Sie sich Textmaterial zum Thema als PDF Datei herunterladen.
Hinweis: Unsere Links führen zu externen Webseiten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird regelmäßig ergänzt.
Thema | Quelle | Link |
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Checkliste schulische Gewaltprävention – Wie finde ich den richtigen Anbieter für schulische Gewaltprävention und Konfliktkultur an meiner Schule? | UK NRW | Faltblatt – Schulische Gewaltpräventation |
MindMatters – Mit psychischer Gesundheit gute Schule entwickeln. | UK NRW | Webseite – Mind Matters |
Krisenprävention – Handlungsempfehlungen für die Schulen
| UK NRW | Handbuch – Krisenpräventation |
Qualifizierungsangebote für Schulen der UK NRW | UK NRW | Seminarangebot |
Gewalt gegen Lehrkräfte | Bezirksregierung Münster | Broschüre – Gewalt gegen Lehrkräfte |
Beratung für Lehrkräfte in NRW | Schulministerium NRW | Beratungstelefon für Lehrbeschäftigte |
Aufklärung zu sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend | Zartbitter e.V. Köln | Webseite – Was Hilft |
Gewalt gegen Frauen – Hilfen und Informationen | Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben | Webseite – Hilfetelefon |
Gewalt gegen Männer – Hilfen und Informationen | Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männerschutz | Webseite |
Opferschutzverein – Hilfen und Informationen zu allen Themen von Gewalt | Weisser Ring | Webseite |
Zivilcourage – Tipps und Informationen | Bundesnetzwerk Zilvilcourage | Verhaltenstipps |
Verein mit Angeboten, um Zivilcourage zu fördern | Aktion Zivilcourage e.V. | Webseite |
Achtsamkeit – Tipps und Informationen | AOK Rheinland/Hamburg | Webseite |
Umgang mit Wut in der Schule (kommerzieller Anbieter) | Beziehungsweise Schule | Webseite |
Umgang mit Wut in der Schule (kommerzieller Anbieter) | Ave-Institut | Webseite |
Hilfen zur Stärkung einer demokratischen Gesprächskultur | Kleiner Fünf / Tadel verpflichtet! e.V. | Webseite |
Bildungsmaterial gegen Rechtsextremismus | Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA) | Webseite – Vielfalt |
Tipps zum persönlichen Umgang mit Rechtspopulismus | Kleiner Fünf | Webseite |
Übungen für interkulturelle Kompetenz | Jugendstiftung BW | Broschüre – Willkommen Vielfalt |
Tipps und Informationen gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt | Gesicht Zeigen! | Webseite |
Mobbing – Hilfen und Informationen für Betroffene | Malteser | Webseite |
Psychische Gesundheit- Angebote auch zum Thema Mobbing | Irrsinnig Menschlich e.V. | Webseite |
Weitverbreiteter Ansatz zum Umgang mit Mobbing in der Schule | fairaend Mediation, Konfliktberatung | Webseite |
Alexandra Kasperek, Sozialarbeiterin, Europaschule Rheinsberg
HILFE FÜR AUSSTEIGER AUS DER RECHTEN SZENE
Beratung & ServiceInformationen für Rechtsextreme, die der Szene den Rückenkehren wollen.
Exit Deutschland ist ein Programm für Aussteiger aus der rechtsextremen Szene. Hier gibt es alle Informationen, wie EXIT funktioniert, und wie aussteigewillige das EXIT-Team kontaktieren können.
WWW.ZENTRUM-DEMOKRATISCHE-KULTUR.DE
ThuleNet – Diese Seite ist von ehemaligen Rechtsextremisten gestaltet, die den Ausstieg geschafft haben.Hier berichten sie über ihren Ausstieg und geben anderen aussteigewilligen Tipps. Privatseite, deshalb etwas eigenwillig im Stil, dafür sehr persönlich.
WWW.INIDIA.DE/THULENET.HTM
Wenn du einfach nur Hilfe brauchst:
Die Nummer gegen Kummer montags bis freitags von 15.00 – 19.00 Uhr
Tel.: 0800 – 111 0 333
Der Anruf ist für Kinder und Jugendliche innerhalb der Bundesrepublik Deutschland kostenlos.
E-Mail-Beratung der Nummer gegen Kummer auf WWW.NUMMERGEGENKUMMER.DE
WENN DU HILFE BRAUCHST… MOBBING-BERATUNG
Die Nummer gegen Kummer
montags bis freitags von 15.00 – 19.00 Uhr Tel.: 0800 – 111 0 333
Der Anruf ist für Kinder und Jugendliche innerhalb der Bundesrepublik Deutschland kostenlos.
E-Mail-Beratung der Nummer gegen Kummer auf WWW.NUMMERGEGENKUMMER.DE
Sorgenchat für Jugendliche : WWW.BKE-JUGENDBERATUNG.DE
Auch hier wird dir geholfen: WWW.SCHULPSYCHOLOGIE.DE, WWW.YOUNGAVENUE.DE, WWW.KIDS-HOTLINE.DE
Hier findet Ihr Rat und Hilfe zu allen Themen rund um das Erwachsenwerden und die Pubertät, Freundschaft, Partnerschaftund (Homo)-Sexualität, Zukunft und Schule. Auch bei Erfahrungen mit Gewalt, Problemen mit Drogen, Ärger mit Polizeioder Gerichten kann man sich beraten lassen. Alle Fragen, dieman sonst nirgends stellen kann, haben hier Platz.
GEHT ES UM SEXUELLEN MISSBRAUCH?
WWW.WILDWASSER.DE
WWW.ZARTBITTER.DE
…oder brauchst du einfach Hilfe?
dann kannst du unter folgender Nummer kostenlos beim Kinder- und Jugendtelefon des Deutschen Kinderschutzbundes anrufen:
Die Nummer gegen Kummer
Montag bis Freitag von 15.00 – 19.00 Uhr
Telefon: 0800 – 111 0 333
E-Mail-Beratung der Nummer gegen Kummer auf WWW.NUMMERGEGENKUMMER.DE
Das Kinder- und Jugendtelefon für alle Fragen, Sorgen und Probleme oder Telefon: 01803 34 34 34
Das ist ein Info-Telefon vom „Weißen Ring“, einVerein, der Opfern hilft und Straftaten zu verhüten versucht. Das Telefon ist rund um die Uhr besetzt. Jeder Anruf ist ein Ortsgespräch Hier kannst du erst mal anonym anrufen und so hören, wer dir mehr zusagt. Abgesehen davon: alle diese Beratungsstellen unterstehen der Schweigepflicht.
PROBLEME IN DER SCHULE, MIT SCHÜLERN ODER LEHRERN?
Sorgenchat für Jugendliche WWW.BKE-JUGENDBERATUNG.DE bke-jugendberatung.de ist ein Angebot der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke). Jugendliche finden hier Email-Beratung, Beratung im Einzelchat oder aber Austausch mit anderen Jugendlichen.
WWW.SCHULPSYCHOLOGIE.DE berät Schüler, Eltern und Lehrer online und im Chat und kennt Adressen vor Ort
Wirst du gemobbt?
Die Nummer gegen Kummer montags bis freitags von 15.00 – 19.00 Uhr
Tel.: 0800 – 111 0 333
Der Anruf ist für Kinder und Jugendliche innerhalb der Bundesrepublik Deutschland kostenlos.
E-Mail-Beratung der Nummer gegen Kummer auf WWW.NUMMERGEGENKUMMER.DE
3 Antworten
Ich bin Schülerin, dieses Theaterstück hat mir sehr gefallen. Gleichzeitig ist es mir aber auch unfassbar emotional nah gegangen, da ich mich mit Teilen aus der Geschichte von Kathrin Wollschläger wiedergefunden habe und identifizieren konnte. Abgesehen davon hat mir dieses Stück unglaublich gut gefallen! Macht weiter so! ❤️
Ein weiteres Mal bedanke ich mich für dieses Schauspiel. Es hat einen wirklich die Augen geöffnet und einem sehr in die Handlung mit gezogen. Die Schauspieler haben so gut ihren Charakter herüber gebracht, dass man nicht mehr unterscheiden konnte, was gespielt oder echt war. Wir im Rochlitzer Gymnasium in der 10. Klasse empfehlen das auch jüngeren Klassen, denn je früher man übermittelt, dass Gewalt keine Lösung ist, desto schneller bringen jüngere Kinder dies in ihr Gewissen.
Ihr wart heute an unserer Berufsschule und nun wollte ich nur noch einmal sagen, wie gut ihr dieses Stück vorgetragen habt.
Ihr und eure Geschichten, die ihr vorgetragen hattet, haben mir so berührt
Ich hoffe ihr dürft es noch sehr viel mehr Menschen vorzeigen und dass ihr ihre Herzen damit so erreichen könnt, wie ihr es bei mir geschafft habt.